
Herzlich willkommen!
Diese Seite ist ausschliesslich für die Teilnehmer des Power Seminars, das an dem Wochenende des 5. und 6.5.2018 im Kufo/ Kulturforum Essen Steele stattfindet.
Wie bereits angedroht findet Ihr hier den Lehrstoff und die Zusammenfassungen, die ich Euch im Unterricht vermitteln wollte und die Ihr hier noch einmal einsehen könnt.
Ich werde einen Teil der Ergebnisse von unserem ersten Tag nach und nach hochladen, so dass Ihr eine gute Erinnerung an das Ganze bekommt.
Viele Grüsse Benno / CBHeine@yahoo.de

Los geht es mit der Grundausstattung: Wir brauchen Graphitstifte in mindestens zwei Stärken, hart, weich, sehr weich, zum Beispiel 2B, 6B und 8B, weiche Radiergummi die nicht schmieren, Anspitzer und Zeichenblöcke in mindestens Din A3 Grösse und möglichst kein rein weisses Papier sondern eierschalweiss (weniger Kontrast zum Graphit), oder aber Backpapierfarben, so dass Ihr bei euren Portraits auch Lichtrefelexe mit hellen Kreiden oder Pastellstiften nachtragen könnt. (Hier funktionieren auch Deckweiss und Tippex, immer daran denken, weniger ist hier mehr!)
Für die regelmässige Übung für unterwegs (in Bus, Bahn, Strassencafe oder dem beliebten Wartezimmer beim Doc) bieten sich Skizzenbücher an, die es in jedem Künstlerbedarf für unter 10 Euro gibt. Auch hier möglichst keine rein weissen Papiere wählen.
Ein Zeichenbrett wäre gut, muss bei stabilen Rückkarton des Zeichenblockes aber auch nicht sein.
Und ein Fixierungsspray, mit dem Ihr die Graphitzeichnung versiegelt, die euch besonders am Herzen liegen. Hier tut es aber auch genauso gut Haarspray. Aus einem Abstand von einem halben Meter wird ein paar Mal über das fertige Portrait darüberher gesprayt, so dass es gelagert werden kann ohne dabei gross zu Verwischen.

Korrekte Sitzhaltung, Stifthaltung und Stiftwahl erleichtern Euch das Arbeiten und sparen auch Zeit. Viele bleiben zu Beginn bei dem gewohnten Schreibgriff, der aber nur zum Ausarbeiten von Details notwendig wird, sicherer liegt und damit auch weniger Schwung hat und genau den brauchen wir zu Beginn. Eine falsche Stifthaltung bedeutet langsameres Arbeiten und damit unnötig viel Zeit.
Und bevor Ihr los legt, schaut Ihr auf Euer Blatt, dann auf Euer Model und plant die Zeichenfläche. Wo genau soll das Portrait gesetzt sein, wieviel will ich zeigen. Viele Anfänger zeichnen nur das Gesicht, aber je mehr Informationen der Betrachter erhält, umso spannender wird das Bild. Wenn Ihr also den Oberkörper miteinbezieht und wir erfahren, wie die Sitzhaltung war, ob der Oberkörper vielleicht leicht gedreht ist usw, wird Eure Arbeit umso spannender.

Wie bei vielen Dingen im alltäglichen Leben braucht auch eine Portrait-Zeichnung eine Basis, ein Grundgerüst, auf dem der weitere Ausbau stattfinden kann. Stimmt das Grundgerüst nicht, so werden sich Positions-und Proportionsfehler in der weireren Zeichnung schlecht bis gar nicht korrigieren lassen.
Ganz wichtig beim Erstellen dieser feinen Grundlage ist es, dass Ihr sehr konzentriert euer Model betrachtet. Wir hatten von der 80-20 Regel gesprochen, sprich 80% Sehen 20% Zeichnen. Eine stete Kontrolle ist wichtig, das Erstellen des Grundgerüsts gehört zu den schwierigsten Teilen des Portraits.
Ihr beginnt mit der Kontur, einer Outline, die den Kopf, den Ihr abbilden wollt, umschreibt. Dabei braucht Ihr gar nicht allzu detailliert werden, hier geht es erstmal um die Proportionen und eigentlichen Grundform.
Im zweiten Schritt werden horizontale Hilfslinien eingezeichnet. Und zwar auf Höhe des Haaransatzes, der Nasenwurzel, der Nasenunterseite, der Mundlinie und des Kinns (letzteres ergibt sich auch aus der Outline).
Im letzten Schritt tragt Ihr durch senkrechte Linien bzw Markierugen auf euren Horizontalen ein, wie breit die Hauptelemente (Augen, Nase Mund) auf den jeweiligen Linien ausfallen. Damit bestimmt Ihr die Grösse dieser Elemente, was Euch beim späteren Auszeichnen eine grosse Hilfe sein wird.
Wir unterscheiden das Gesicht in sogenannte positive und negative Flächen.
Positive Flächen sind die uns bekannten Hauptelemente, die uns auch direkt “ins Auge springen”. Dazu gehören Nase, Augen, Mund und auch die Haare. Die negativen Flächen sind die, die weniger Aufmerksamkeit bekommen. Stirn, Wangen, Kinnpartie, Nasenrücken. Und genau hier schleichen sich die Fehler ein. Wenn die Proportionen nicht zueinander stimmen und alle Flächen gleichermassen berücksichtigt und vor allem GESEHEN wurden, wird das Ergebnis fehlerhaft.
Wie findet Ihr also diese Fehler?
Natürlich müsst Ihr beim Zeichnen viel kontrollieren. Abstände Nase Kinn, Nasenwurzel zu Nasenspitze usw. Die Abstände untereinander müssen einfach passen.
Ihr braucht aber auch Distanz zu eurer eigenen Arbeit. Manchmal sitzt Ihr einfach zu dicht davor. Es hilft, die Augen zusammen zu kneifen und das Model unscharf zu sehen, es hilft auch, die Arbeit auf den Kopf zu stellen, also um 180° drehen oder aber das Ergebnis von der gegenüberliegenden Tischseite zu betrachten. Und was manchmal sofern möglich ebenfalls eine gute Idee sein kann, sind ganz einfach Pausen. (sofern euer Model da mitspielt ? )

Wir hatten kurz über Eure Vorbilder gesprochen, in welche Richtung wollt Ihr gehen, was schwebt Euch vor.
Hier ein paar Beispiele, die ich Euch da gezeigt hatte, vom skizzenhaft, freien Linearen bis hin zum Photorealismus.
Natürlich entscheidet Ihr, was Ihr euch am Ende zutraut oder welchen Stil Ihr euch aufhängen würdet.

Stefan, ein ehemaliger Kursteilnehmer hat mir erlaubt, seinen Kopf als Beispiel für diesen Kugelschatten zu zeigen. ?
Warum mit Licht und Schatten beschäftigen?
Es ist euch überlassen, wie plastisch eure Zeichnung wirken soll. Natürlich kann man mit Outline-Gewichtungen ebenfalls innerhalb des Bildes Schwerpunkte setzen und auf das Füllen der Flächen verzichten, dann bleibt Eure Arbeit aber rein grafisch und linear und kann sich in der Fernwirkung verlieren. Flächen zu füllen ist eine ganz schöne Arbeit, richtig. Damit das strukturiert und sauberer wirkt, bedient man sich der Schraffuren, leichte parallel gezogene Linien die durch Überlagerungen (Kreuzschraffuren) an Dichte gewinnen.
Ebenso könnt Ihr auch Graphit an den gewünschten Stellen auftragen und mit dem Finger verwischen, aber genau dieser Schritt lässt sich wirklich schlecht korrigieren, wirkt schnell unsauber und rutscht schnell in ein Chaos an Grauwerten, weshalb ich Euch vorschlagen würde, erst ganz am Ende und kurz bevor Ihr die Details sauber eintragt, die erstellten Flächen zu verreiben und dann auch mit Bedacht.

Wir hatten am ersten Tag angesprochen, wie man mit Linien spielen kann, damit sie Gewicht bekommen und das Auge führen. Es empfiehlt sich, hier logisch vorzugehen. Linien werden dort dicker gezeichnet, wo das Gewicht liegt und das beginnt bereits bei der Outline.
Also an der Unterseite des Kinns, an der Unterseite der Nase, der Ohren, am unteren Haaransatz usw. wird der Stift stärker aufgedrückt, so dass sich die Linien ebenfalls verstärken.
Auch dort, wo Schatten fällt, kann man Linien dicker zeichnen und damit auf das Eintragen des Schattens verzichten.
Achtet bei den unteren Beispielen einmal darauf, wie die Linienführung erfolgte und welches der 3 Portraits Dir am markantesten erscheint.

Zum Füllen von Flächen bedient man sich der Schraffur. Hierzu wird der Stift leicht in parallelen Linien über die zu füllende Fläche geführt, so dass eine deutliche Struktur entsteht, die durch Kreuzschraffuren verdichtet werden kann.
Vermieden wird durch dieses Arbeiten ein unsauberes und ungezieltes Verwischen von Grauflächen, was schnell unsauber aussehen und den erhofften Effekt verfehlen kann.
Den Grad sprich den Winkel dieser Linien passt man idealerweise den umliegenden Strukturen und Elementen an, aber dafür bekommt man im Laufe des Kurses automatisch ein Gefühl. Ein paar Beispiele:
Aber wie erarbeitet man nun eine räumliche Wirkung durch Schraffur.
Ich hatte Euch gesagt, dass Ihr nach dem Anlegen Eurer Grundskizze, also dem Gerüst, Umriss / Form und etwaiger Position der Haupelemente Augen, Nase und Mund erstmal FLÄCHIG arbeiten solltet. Also keine klaren Linien, sondern erst einmal konzentriert Ihr Euch darauf, die Schatten in Eurem Gegenüber einzufangen.
Und das geschieht am Besten mit der Schraffur, die ich etwas weiter oben erklärt habe.
Gerade beim Eintragen dieser Schatten empfiehlt es sich, mit den dunkelsten Bereichen des Gesichtes anzufangen und sich dann nach und nach zu den helleren Bereichen durch zu arbeiten. Die Schraffur sollte dabei leicht aufgetragen werden, zu harte Strukturen lassen sich hinterher schlechter korrigieren und erst am Ende könnt Ihr Eure erstellten Schraffuren auch sofern gewünscht verwischen, um weichere Formen zu entwickeln.
Also nochmal in “verständlich”:
Kernschatten: Damit ist der dunkelste Bereich des Gesichts gemeint, Ihr zeichnet diese dunklen Bereiche als Flächen ein, direkt nachdem euer Grundgerüst steht. Leichter erkennt Ihr diese Flächen indem Ihr die Augen etwas zukneift und das Model unscharf seht. Diese Flächen sind schwarz, nicht grau, nicht weichgrau, sondern schwarz und geben Euren Portrait-Arbeiten den ersten Schliff. Ihr braucht diese Tiefen, damit Eure Portraits räumlich wirken und auch in der Fernwirkung nicht untergehen.
Ich empfehle Euch auch, direkt danach so weiter zu arbeiten. Erkennt die hellsten Flächen und arbeitet drumrum mit Schraffuren, so dass Ihr nach und nach Räumlichkeiten, Hügel und Täler in der Gesichtsfläche erarbeitet. All diese Arbeiten erfolgen flächig, es gibt keine harten Linien, nur weiche Flächen, so wie bei dem unscharfen grauweissen Ausdruck, den ich Euch ausgehändigt habe. Er sollte die Stufe nach dem Grundgerüst darstellen, die Flächen. Im letzten Schritt erst fügt Ihr klare Linien ein, deutliche nachgezogene Outlines, Augenfalten, Nasenunterseite, kleine Fältchen, Wimpern, Haare usw.
Den Schwerpunkt in Euren Zeichnungen steuert Ihr selber, und das ist auch das Spannende am Zeichnen. Letztlich entscheidet Ihr, wie stark und kraftvoll, dynamisch und energisch Eure Zeichnung wirkt, welche Fernwirkung sie haben wird und ob das Model sympathisch oder unnahbar wirken wird.
Auf dem Weg dahin bis Ihr die Technik komplett beherrscht, ist es wichtig, Vorbilder zu haben. Das erwähnte ich ja schon bei unserem ersten Termin.
Deshalb auch hier einmal ein paar Beispiele die beim Zeichnen von Schwerpunkten zur Orientierung dienen können.
Wie kann man den Schatten am Kinn bsplw betonen, ohne dass es wie ein Bart ausschaut?
Indem man die Fläche schraffiert und den Rand zum Kinn hin fein weg radiert oder aber von vornherein weg lässt. So dass die Schraffur nicht direkt an die “Outline”/ Kontur des Kinns reicht. Denn wenn Sie das tut, gibts halt Bart.

Den ungefähren Ablauf einer Portraitskizze hier mal in 7 Schritten zusammen gefasst.
Je schneller Ihr werdet, umso leichter wird es Euch fallen, das Grundgerüst zu scribbeln, vielleicht sogar ganz weg zulassen. Das würde ich aber erst empfehlen, wenn Ihr sicherer geworden seid in der gesamten Handhabe.
Wenn Euch die Musik nicht mehr so nervt, wenn Leute, die Euch beim Zeichnen von hinten über die Schulter nicht mehr auffallen und wenn Ihr nach 10 Minuten bereits das zweite Portrait oder weitere Scribbles am Rand der Zeichnung angefangen habt.
Um schnell besser zu werden und seine Zeichentechnik auszubauen, braucht Ihr viel Praxis. Hatte ich schon unsere freie Malgruppe im Unperfekthaus erwähnt?
Bei Interesse bei mir melden. Mitmachen kostet Euch nur den Eintritt des Uph (6,90€) aber dafür habt ihr eine GetränkeFlat für jede Bar auf jeder Etage und natürlich WLAN. 😉
