Herzlich willkommen!

Diese Seite ist ausschliesslich für die Teilnehmer des PowerSeminars Portraitzeichnen am letzten Januar Wochenende 2018 an der VHS Essen.

Wie bereits angedroht findet Ihr hier den Lehrstoff und die Zusammenfassungen, die ich Euch im Unterricht vermitteln wollte und die Ihr hier noch einmal einsehen könnt.
Ich werde einen Teil der Ergebnisse von unserem ersten Tag nach und nach hochladen, so dass Ihr eine gute Erinnerung an das Ganze bekommt.

Viele Grüsse Benno / CBHeine@yahoo.de

Zur Erinnerung, die Seite hier läuft über den Namen “Nina”, da Frau Doktor / Cornelia die erste Teilnehmerin war, die den Kurs betreten hatte, und Ihr Spitzname hatte auch eine Geschichte, die ich jetzt aber nicht mehr ganz auf die Reihe bekomme 😉

Los geht es mit der Grundausstattung: Wir brauchen Graphitstifte in mindestens zwei Stärken, hart, weich, sehr weich, zum Beispiel 2B, 6B und 8B, weiche Radiergummi die nicht schmieren, Anspitzer und Zeichenblöcke in mindestens Din A3 Grösse und möglichst kein rein weisses Papier sondern eierschalweiss (weniger Kontrast zum Graphit), oder aber Backpapierfarben, so dass Ihr bei euren Portraits auch Lichtrefelexe mit hellen Kreiden oder Pastellstiften nachtragen könnt. (Hier funktionieren auch Deckweiss und Tippex, immer daran denken, weniger ist hier mehr!)

Für die regelmässige Übung für unterwegs (in Bus, Bahn, Strassencafe oder dem beliebten Wartezimmer beim Doc) bieten sich Skizzenbücher an, die es in jedem Künstlerbedarf für unter 10 Euro gibt. Auch hier möglichst keine rein weissen Papiere wählen.
Ein Zeichenbrett wäre gut, muss bei stabilen Rückkarton des Zeichenblockes aber auch nicht sein.

Und ein Fixierungsspray, mit dem Ihr die Graphitzeichnung versiegelt, die euch besonders am Herzen liegen. Hier tut es aber auch genauso gut Haarspray. Aus einem Abstand von einem halben Meter wird ein paar Mal über das fertige Portrait darüberher gesprayt, so dass es gelagert werden kann ohne dabei gross zu Verwischen.

Wie bei vielen Dingen im alltäglichen Leben braucht auch eine Portrait-Zeichnung eine Basis, ein Grundgerüst, auf dem der weitere Ausbau stattfinden kann. Stimmt das Grundgerüst nicht, so werden sich Positions-und Proportionsfehler in der weireren Zeichnung schlecht bis gar nicht korrigieren lassen.

Ganz wichtig beim Erstellen dieser feinen Grundlage ist es, dass Ihr sehr konzentriert euer Model betrachtet. Wir hatten von der 80-20 Regel gesprochen, sprich 80% Sehen 20% Zeichnen. Eine stete Kontrolle ist wichtig, das Erstellen des Grundgerüsts gehört zu den schwierigsten Teilen des Portraits.

Ihr beginnt mit der Kontur, einer Outline, die den Kopf, den Ihr abbilden wollt, umschreibt. Dabei braucht Ihr gar nicht allzu detailliert werden, hier geht es erstmal um die Proportionen und eigentlichen Grundform.

Im zweiten Schritt werden horizontale Hilfslinien eingezeichnet. Und zwar auf Höhe des Haaransatzes, der Nasenwurzel, der Nasenunterseite, der Mundlinie und des Kinns (letzteres ergibt sich auch aus der Outline).

Im letzten Schritt tragt Ihr durch senkrechte Linien bzw Markierugen auf euren Horizontalen ein, wie breit die Hauptelemente (Augen, Nase Mund) auf den jeweiligen Linien ausfallen. Damit bestimmt Ihr die Grösse dieser Elemente, was Euch beim späteren Auszeichnen eine grosse Hilfe sein wird.

Korrekte Sitzhaltung, Stifthaltung und Stiftwahl erleichtern Euch das Arbeiten und sparen auch Zeit. Viele bleiben zu Beginn bei dem gewohnten Schreibgriff, der aber nur zum Ausarbeiten von Details notwendig wird, sicherer liegt und damit auch weniger Schwung hat und genau den brauchen wir zu Beginn. Eine falsche Stifthaltung bedeutet langsameres Arbeiten und damit unnötig viel Zeit.

Wir unterscheiden das Gesicht in sogenannte positive und negative Flächen.
Positive Flächen sind die uns bekannten Hauptelemente, die uns auch direkt “ins Auge springen”. Dazu gehören Nase, Augen, Mund und auch die Haare. Die negativen Flächen sind die, die weniger Aufmerksamkeit bekommen. Stirn, Wangen, Kinnpartie, Nasenrücken. Und genau hier schleichen sich die Fehler ein. Wenn die Proportionen nicht zueinander stimmen und alle Flächen gleichermassen berücksichtigt und vor allem GESEHEN wurden, wird das Ergebnis fehlerhaft.

Wie findet Ihr also diese Fehler?
Natürlich müsst Ihr beim Zeichnen viel kontrollieren. Abstände Nase Kinn, Nasenwurzel zu Nasenspitze usw. Die Abstände untereinander müssen einfach passen.
Ihr braucht aber auch Distanz zu eurer eigenen Arbeit. Manchmal sitzt Ihr einfach zu dicht davor. Es hilft, die Augen zusammen zu kneifen und das Model unscharf zu sehen, es hilft auch, die Arbeit auf den Kopf zu stellen, also um 180° drehen oder aber das Ergebnis von der gegenüberliegenden Tischseite zu betrachten. Und was manchmal sofern möglich ebenfalls eine gute Idee sein kann, sind ganz einfach Pausen. (sofern euer Model da mitspielt ? )

Wir hatten kurz über Eure Vorbilder gesprochen, in welche Richtung wollt Ihr gehen, was schwebt Euch vor.
Hier ein paar Beispiele, die ich Euch da gezeigt hatte, vom skizzenhaft, freien Linearen bis hin zum Photorealismus.
Natürlich entscheidet Ihr, was Ihr euch am Ende zutraut oder welchen Stil Ihr euch aufhängen würdet.

Wir hatten am ersten Tag angesprochen, wie man mit Linien spielen kann, damit sie Gewicht bekommen und das Auge führen. Es empfiehlt sich, hier logisch vorzugehen. Linien werden dort dicker gezeichnet, wo das Gewicht liegt und das beginnt bereits bei der Outline.
Also an der Unterseite des Kinns, an der Unterseite der Nase, der Ohren, am unteren Haaransatz usw. wird der Stift stärker aufgedrückt, so dass sich die Linien ebenfalls verstärken.
Auch dort, wo Schatten fällt, kann man Linien dicker zeichnen und damit auf das Eintragen des Schattens verzichten.

Achtet bei den unteren Beispielen einmal darauf, wie die Linienführung erfolgte und welches der 3 Portraits Dir am markantesten erscheint.

Stefan, ein ehemaliger Kursteilnehmer hat mir erlaubt, seinen Kopf als Beispiel für diesen Kugelschatten zu zeigen. ?

Warum mit Licht und Schatten beschäftigen?
Es ist euch überlassen, wie plastisch eure Zeichnung wirken soll. Natürlich kann man mit Outline-Gewichtungen ebenfalls innerhalb des Bildes Schwerpunkte setzen und auf das Füllen der Flächen verzichten, dann bleibt Eure Arbeit aber rein grafisch und linear und kann sich in der Fernwirkung verlieren. Flächen zu füllen ist eine ganz schöne Arbeit, richtig. Damit das strukturiert und sauberer wirkt, bedient man sich der Schraffuren, leichte parallel gezogene Linien die durch Überlagerungen (Kreuzschraffuren) an Dichte gewinnen.

Ebenso könnt Ihr auch Graphit an den gewünschten Stellen auftragen und mit dem Finger verwischen, aber genau dieser Schritt lässt sich wirklich schlecht korrigieren, wirkt schnell unsauber und rutscht schnell in ein Chaos an Grauwerten, weshalb ich Euch vorschlagen würde, erst ganz am Ende und kurz bevor Ihr die Details sauber eintragt, die erstellten Flächen zu verreiben und dann auch mit Bedacht.

Zum Füllen von Flächen bedient man sich der Schraffur. Hierzu wird der Stift leicht in parallelen Linien über die zu füllende Fläche geführt, so dass eine deutliche Struktur entsteht, die durch Kreuzschraffuren verdichtet werden kann.
Vermieden wird durch dieses Arbeiten ein unsauberes und ungezieltes Verwischen von Grauflächen, was schnell unsauber aussehen und den erhofften Effekt verfehlen kann.

Den Grad sprich den Winkel dieser Linien passt man idealerweise den umliegenden Strukturen und Elementen an, aber dafür bekommt man im Laufe des Kurses automatisch ein Gefühl. Ein paar Beispiele:

Den ungefähren Ablauf einer Portraitskizze hier mal in 7 Schritten zusammen gefasst.

Je schneller Ihr werdet, umso leichter wird es Euch fallen, das Grundgerüst zu scribbeln, vielleicht sogar ganz weg zulassen. Das würde ich aber erst empfehlen, wenn Ihr sicherer geworden seid in der gesamten Handhabe.
Wenn Euch die Musik nicht mehr so nervt, wenn Leute, die Euch beim Zeichnen von hinten über die Schulter nicht mehr auffallen und wenn Ihr nach 10 Minuten bereits das zweite Portrait oder weitere Scribbles am Rand der Zeichnung angefangen habt.

So eins hab ich noch:

Zwischendurch ein Video, das Ihr alle kennt, bei dem Ihr dieses Mal aber auf den Zeichenstil achten sollt, der hier angewendet wurde.

Klar. Natürlich wurde hier von den Einzelbildern des Clips abgezeichnet, dennoch bleibt der Stil durch die geschwungenen Trennlinien sehr dynamisch und einzigartig, hangelt zwischen Scribble und Skizze und gilt nicht von ungefähr als eines der musikalischen und stilistischen Highlights der 80er Jahre. Und das könnt Ihr auch!  😉

 

Jetzt seid Ihr schon mal hier, dann nutze ich die Gelegenheit doch mal, Euch an Euer neues Hobby zu erinnern.
Ihr braucht ein Skizzenbuch. Michael hat schon eines und nutzt es auch eifrig und ich möchte Euch bitten, das ebenfalls zu tun. Es kommt nicht darauf an, WAS Ihr zeichnet, sondern DASS Ihr es tut.

In der ersten Sitzung hatte ich schon erwähnt, dass es in unserem Kurs in erster Linie um SEHEN lernen geht und das bezieht sich nicht allein auf Gesichter, Sehen lernen/ Zeichnen könnt Ihr mit allem um Euch herum üben. Also was tun?
Skizzenbuch kaufen (liegen bei ca 10 Euro), Papierfarbe gedämpftes Weiss, also “eierschal”-farben, lockere Stifthaltung, Stift ab 2B aufwärts und dann alle zwei Tage eine neue Skizze in das Buch.

Ihr könnt es auch mit euch herumtragen, auch Portraits von Handy-Starrern oder Hinterköpfen sind eine gute Übung, Hauptsache Ihr bekommt mehr Praxis. Wir besprechen die Ergebnisse dann nächste Woche.

Und wenn Ihr dabei seid, versucht doch mal, die Seiten, auf denen Ihr zeichnet, zu füllen also zu gestalten.

Eine Seite wird spannender, je mehr Skizzen und Scribbles (schnell erstellte, flüchtige Skizzen) Ihr dem Ganzen hinzufügt. Ich bin gespannt auf Eure Ergebnisse!

Links seht Ihr “Rebecca”´s erste Arbeit, die Teilnehmerin hiess anders, aber die Zeichnung ist deshalb interessant, weil sie alle Fehler enthält, die wir beim Erstellen eines Portraits gerade in der Anfangsphase vermeiden wollen.

1.Layout: Bevor Ihr mit der Zeichnung beginnt, betrachtet Ihr einen Moment das Model und projiziert den Bereich, den Ihr zeichnen wollt, auf das Papier vor euch. Ihr organisiert Euch quasi Eure Zeichenfläche, so dass die gesamte Fläche des Papiers genutzt wird.

2. Outline: Der äussere Umriss, die Grund Kopfform ist die Basis Eurer Zeichnung, stimmt sie nicht, wird der Rest auch nicht passen. Gerade zu Beginn und beim Erstellen der “Basis” ist erhöhte Konzentration erforderlich. Viel kontrollieren, immer wieder zum Model schauen und bei Unsicherheiten die Arbeit um 180° drehen, denn so fällt euch am Schnellsten auf, ob mit der Zeichnung etwas nicht stimmt.

3. Kontrast: Die Zeichnung war sehr blass, ich musste den Tonwert hochziehen, so dass Ihr sie deutlicher erkennen könnt. Damit unsere Arbeiten auch in der Fernwirkung funktionieren, brauchen wir Schwerpunkte im Bild, das heisst, wir arbeiten Bereiche dunkler aus, so dass eine räumliche Wirkung entsteht und die Licht zugewandten Bereiche sich deutlich abheben.

4. Linienstärken: Zum Ende einer jeder Zeichenrunde bitte ich Euch, die Linien zu gewichten. Damit ist gemeint, dass Ihr Eure Outline/ Kontur mit sauberen Linien nachzieht. Gerade zum Ende hin ist es wichtig, diese nachzuziehen, da Bereiche beim Arbeiten schnell verwischen können. In ihrer Zeichnung seht Ihr, dass die Linie an der Stirn und auf dem Nasenrücken am stärksten ist. Aber da wo die Linie dicker wird, ist das umschriebene Element auch schwerer und das trifft hier nicht zu. Unter der Nase und unter dem Kinn wäre es richtig gewesen.

5. Schraffuren: Um Flächen zu umschreiben, Räumlichkeit in das Gesicht zu bringen, arbeiten wir mit Schraffuren, also fein parallel gezogenen Linien, die wenn sie übereinander gemalt werden, sich entsprechend verdichten und nach und nach mehr Schwere / Dunkelheit erzeugen. Warum nicht sofort verwischen? Als Profi kein Problem, allen anderen rate ich davon ab, weil die Arbeiten dadurch schnell unsauber werden und sich schwerer korrigieren lassen.

Kernschatten: Damit ist der dunkelste Bereich des Gesichts gemeint, Ihr zeichnet diese dunklen Bereiche als Flächen ein, direkt nachdem euer Grundgerüst steht. Leichter erkennt Ihr diese Flächen indem Ihr die Augen etwas zukneift und das Model unscharf seht. Diese Flächen sind schwarz, nicht grau, nicht weichgrau, sondern schwarz und geben Euren Portrait-Arbeiten den ersten Schliff. Ihr braucht diese Tiefen, damit Eure Portraits räumlich wirken und auch in der Fernwirkung nicht untergehen.

Ich empfehle Euch auch, direkt danach so weiter zu arbeiten. Erkennt die hellsten Flächen und arbeitet drumrum mit Schraffuren, so dass Ihr nach und nach Räumlichkeiten, Hügel und Täler in der Gesichtsfläche erarbeitet. All diese Arbeiten erfolgen flächig, es gibt keine harten Linien, nur weiche Flächen, so wie bei dem unscharfen grauweissen Ausdruck, den ich Euch ausgehändigt habe. Er sollte die Stufe nach dem Grundgerüst darstellen, die Flächen. Im letzten Schritt erst fügt Ihr klare Linien ein, deutliche nachgezogene Outlines, Augenfalten, Nasenunterseite, kleine Fältchen, Wimpern, Haare usw.

Geometrie: Das Zeichnen der Hauptelemente Augen, Nase und Mund oder wie ich Sie im Kurs nannte, die “Positiven Elemente” entscheiden massgeblich, ob wir die abgebildete Person wieder erkennen oder nicht. Sowohl die Form und Breite wie auch Ihre Abstände zueinander sind hier entscheidend, aber wie lege ich sie an.
Ihr müsst Euch bewusst machen, dass all diese Elemente so wie alles da draussen geometrischen Grundformen zugeordnet werden kann.

Die Augen sind im Grunde Kugeln, die Nase ein dreieckiger Keil mit runder Spitze (ebenfalls eine Kugel) und der Mund eine ovale Kugel, geformt wie ein Hühnerei. Diese Grundformen können Teil eures Grundgerüsts sein. Ihr wisst, wie sich Licht und Schatten auf einer Kugel, einem Hühnerei und einem Keil/ einer Pyramide verteilen und genau darum geht es. Dass Ihr sofern Ihr das vorherige Thema mit dem flächigen Kernschatten verstanden habt, in der Lage seid, auch diese Schatten-Flächen zu suchen, zu sehen und einzuzeichnen.

… und bevor Ihr fragt:
Der Stresstest: war der Moment gewesen, als Ihr dachtet, dass Ihr 10 Minuten Zeit habt für das Portrait, und ich Daniela in dieser Zeit gebeten habe, sich mittendrin 2-3 mal komplett anders zu setzen, was Euch ja richtig gut gefallen hatte.
Wenn Ihr im Cafe, in der Bahn oder zuhause Leute, Nachbarn, Haustiere, Fremde und Freunde zeichnet, ist es eher selten, dass die Person 10-20-30 Minuten in derselben Position ausharrt, darum ist es wichtig, dass Ihr Euer Wissen anwendet. Ihr wisst, wie ein Kopf funktioniert, im Grunde wisst Ihr auch sofort, wo der Kernschatten sitzen muss und wo der Schwerpunkt Eurer Zeichnung liegen wird.

Bei manchen Sitzungen bitte ich Euch zu Beginn, dass Ihr Euer Model eine Minute anschaut, das geplante Portrait auf Eure Zeichenfläche projiziert und die Zeichenfläche plant, so dass der Platz voll ausgenutzt werden kann. In der Zeit, in der Eure Basiszeichnung (das Grundgerüst) entsteht, habt Ihr viel Zeit, das Gesicht zu studieren und zu verstehen. Wenn sich das Model danach bewegt, telefoniert, aufsteht oder wie in Danielas Fall um 45° dreht, dann macht das nichts, weil Ihr ja bereits eingezeichnet habt, wo die Elemente sitzen.

Dieser sogenannte flüchtige Moment ist der Stresstest. Zu wissen, dass sich euer Model jeden Moment anders bewegen kann, lässt Euch konzentrierter und schneller zeichnen und schnelle und konzentrierte Zeichnungen sind idR näher am Original, als Arbeiten, die in 10 Minuten Stillhalten entstehen. Deshalb bat ich Euch letztes Mal, Euch ein Skizzenbuch zuzulegen, und regelmässig und überall lebendige Elemente zu zeichnen und ich meine NICHT Topfpflanzen ?

Bei dem Thema Flächen habe ich links mal den idealen Sehablauf beim Zeichnen angedeutet. Euer Model ist in Farbe, Ihr aber zeichnet in Grautönen. Damit das funktioniert, orientiert Ihr Euch an den dunkelsten Stellen, den Kernschatten und arbeitet Euch langsam hoch, soll heissen, die Flächen werden von den dunkelsten Bereichen aus erarbeitet. Auf dem dritten Bild ist der Kontrast angezogen, dunkle Bereiche erscheinen dabei signifikanter und an dieser Stelle empfehle ich Euch immer, die Augen zusammen zu kneifen, unscharf zu sehen, Euch quasi von den klaren Linien zu lösen und nur noch Flächen zu sehen.

Portraitzeichnen lernt man nicht von heute auf morgen, Sehen lernen bedeutet auch, Muskeln und Stifthaltungen zu trainieren, Schraffuren zu üben und insgesamt viel viel Praxis zu haben, damit der Stift richtig in der Hand liegt, das Layout auf dem Papier schnell geplant werden kann und die Basiszeichnung eine Stütze für Euch wird und keine schwere Barriere, die Euch unnötig ausbremst.

Nochmal zur Erinnerung. Portraits, die nur aus einem Kopf bestehen, sind nicht halb so spannend, wie wenn es zusätzlich einen Hals, einen Oberkörper, Schultern und Körperhaltung zu erahnen gibt. Je mehr Informationen Ihr dem Betrachter über den Rest der Haltung gebt, umso ausdrucksstärker wird das Motiv.

Eine Idee kann es auch sein, dass Ihr Euer Model wie eine Statue zeichnet, samt Büstenansatz, vielleicht sogar abgebrochener Nase und leeren Augen. Was Ihr aus euren “Opfern” letztlich macht, ist völlig Euch überlassen und VIELLEICHT lassen sich Leute deshalb auch so ungern 20 Minuten anstarren und zeichnen. 😉

Haare sind genau wie Augen, Nase und Mund eigenständige Elemente, die Volumen haben. Das heisst, es gibt eine Outline, es gibt Kernschatten, Halbtöne und Lichtreflexe. Gerne zeichnet man am Anfang einzelne Haarsträhnen, sogenannte Spagetti-Haare, das funktioniert aber beim Ausarbeiten dann nicht mehr. Diese einzelnen Haarsträhnen sind im Grunde die Textur der Haare und sie sind auch der letzte Schritt, den Ihr eintragen solltet.

Die Künstlerin auf der linken Seite war so lieb, nicht nur Spagetti-Haare und Zahnfleisch sondern auch Spagetti-Wimpern zu zeichnen.

Also. Zuerst wie beim Portrait die Outline der Haare malen, dann Schatten einarbeiten, Lichtbereiche aussparen und nach und nach die dunklen Bereiche gewichten, auch hier findet Ihr Kernschatten-Bereiche. Die Textur, sprich die Haarlinien sind in den Halbton-Bereichen der Haare am sichtbarsten, in den Kernschatten gehen sie verloren und in den Lichtreflexen verdünnen sie sich oder aber sind gar nicht mehr sichtbar.

Anbei findet Ihr die Bilder aus unserem Kurs, die ich für Euch gemacht hatte.

Los geht es mit Euren allerersten Zeichnungen im Kurs.
Bevor ich Euch mit der Theorie erschlagen habe, haben wir uns erstmal Euren aktuellen Stand beim Zeichnen angeschaut und die Arbeiten anschliessend an die Tafel gehängt.

Damit wollte ich Euch nicht ärgern. Es ist wichtig, dass Ihr aus Euren eigenen Anfangsproblemen bzw Fehlern lernt, ohne Schulung und Kritik gibt es keine Fortschritte, aber genug davon, hier erstmal Eure Arbeiten

Damit eine Zeichnung gelingt, haben wir den Test mit den Kreisen und dem Mittelpunkt gemacht. Ergebnis war der, dass Ihr den Mittelpunkt (sprich Details) leichter bestimmen konntet, wenn der äussere Rahmen bereits vorgegeben ist. Bedeutet, dass es Euch gerade am Anfang helfen wird, zuerst die äussere Outline zu zeichnen, bevor Ihr Euch mit den Details im Gesicht, Augen, Nase, Mund beschäftigt.

Damit Eure Handgelenke erstmal locker werden, gabs deshalb eine Schnellmalrunde, bei der Ihr im Minutentakt an der Reihe ward, die Person in der Mitte zu zeichnen und dabei nur versuchen solltet, die äussere Kontur, den Umriss sprich die Form des Kopfes zu zeichnen.


 

Tag 2

Für all die, die sich immer noch wundern, dass man da draussen so schwer Leute dazu begeistern kann, 20 Minuten angestarrt zu werden, versteht es vielleicht anhand dieses Fotos. Unsere Mimik ist beim Zeichnen in der Regel konzentriert und nicht wenige sehen dabei mürrisch oder verzweifelt aus.

Den Tag haben wir dennoch gut gemeistert. Es folgen also die Bilder und Situationen des zweiten Kurstages:

Zwei Tage hintereinander, 12 Stunden zeichnen und das am Wochenende! Und ich kann mir gut vorstellen, dass die meisten von Euch schon sehr lange nicht mehr so lange am Stück gezeichnet haben. Also vielen Dank, dass Ihr so lange ausgehalten habt. Ich freue mich natürlich, wenn wir uns mal wieder über den Weg laufen und bis dahin einen runden Frühling, kreative Ostern und das Zeichnen nicht vergessen. Übung macht den … na Ihr wisst schon!  😉

Viele Grüsse!

Benno

PS: Diese Seite samt Bildern bleibt 2 Jahre online, die Bilder solltet Ihr Euch allesamt abspeichern können.
Bei Fragen oder Problemen könnt Ihr mir aber gerne mailen. CBHeine@yahoo.de

PPS: Nicht vergessen, die Arbeit drehen und schon sieht man den Kugelfi- … den Fehler! Nochmal Danke an Julia für die schöne Zeichnung! 😉